Bernhard Thomas
Auslöschung
Buch

Der ganze Roman ist ein einziger Bewußtseinsstrom. Bernhards Sprache gelingt es, den Leser vollkommen in seine Gedanken, seine Assoziationen und seinen endlosen Haß hineinzuziehen. Oft erkennt man eigene Gedanken wieder, die einem jedoch zu zynisch anmuteten, als das man sie offen äußern wollte. Die Lektüre selbst gleicht einem Rausch: Man beginnt distanziert, in Rom, mit dem Telegramm in den Händen. Seitenlang hält man es dort fest, hält es auf Distanz und verfolgt mit dem geistigen Auge einen gruseligen Film aus der eigenen Vergangenheit. Dann ist man in Wolfsegg, spukt um das Anwesen herum, flüchtet in den Garten, ins Schulhaus usw und durchlebt dabei ein Wechselbad der Gefühle, wie man es nur aus einem bemerkenswerten Traum gewohnt ist. Ohnehin hat das ganze etwas Traumhaftes, wie im Rausch eben. Die Abscheu Murnaus vor seinem Zuhause, vor seiner Herkunft, seiner Familie und so weiter wird mit jeder Seite greifbarer und man beginnt selbst das Bedürfnis zu verspüren, das alles endgültig auszulöschen. Sein Heim ist Murnau eine elementare Bedrohung, ein tiefsitzendes Unheil, das mit jedem darauf abgefeurten Wort mehr und mehr zerfällt. So wird jedes Wort zu einem Schwertstreich der seelischen Befreiung, und der Schluß endlich exorziert die sich aufbauende Spannung, den Druck und den sich auftürmenden Haß wie heimtückische Geister und Dämonen, die die Seele vergiftet haben.


Rezension


Dieses Medium ist verfügbar.

Personen: Bernhard Thomas

Bernhard Thomas:
Auslöschung / Bernhard Thomas : Donauland. - 606 S.

Zugangsnummer: 1547 - Barcode: 2-0000000-8-00000449-7
Romane, Erzählungen, Novellen - Signatur: DR Ber - Buch