Als im 21. Jahrhundert zum ersten Mal die Gesänge einer außerirdischen Zivilisation empfangen werden, ist es ausgerechnet die Gesellschaft Jesu, die das erste Raumschiff startet -- getreu der Tradition, neu entdeckte Kulturen zu erforschen und zu missionieren. Wie durch Gottes Fügung findet sich eine Gruppe Jesuiten und Wissenschaftler zusammen und macht sich auf den Weg zu den "anderen Kindern Gottes" -- während die UNO noch über das Budget debattiert. Auf einer Welt, die seltsam vertraut scheint, werden sie zunächst gastfreundlich empfangen. Doch überleben und zurückkehren wird nur einer: Pater Emilio Sandoz, verstümmelt an Leib und Seele, berichtet unter entsetzlichen Qualen, wie es zu der Katastrophe kommen konnte. Mit ihrem ambitionierten, mehrfach preisgekrönten Debüt hat Mary Doria Russell schon in den USA für gehöriges Aufsehen gesorgt. Auch hier werden viele dieses Buch lieben, manche werden es verabscheuen, aber kaum jemand wird diese tour de force durch die Seele eines Menschen ungerührt beiseite legen. Vieles erscheint seltsam naiv -- die Reise in einem Meteoriten nach Alpha Centauri in naher Zukunft; die Forschungsmission der zusammengewürfelten Truppe, die eher an einen Sonntagsspaziergang in einem neuentdeckten Paradies erinnert; die menschenähnlichen Aliens -- ganz offensichtlich sind es allein die Menschen, die Russell interessieren. Die allerdings sind so echt wie gute Bekannte, und erzählen durch die eingestreuten Einblicke aus ihrem Leben so viel von unserer Welt, der Bandbreite des menschlichen Miteinanders und der Suche nach einem höheren Sinn, dass die Geschichte von der Fahrt zu den Aliens allein deswegen lesenswert ist. Aber Russell bietet noch mehr. Während des immer wieder von Anfällen unterbrochenen Berichtes des Paters Sandoz baut sich eine schier unerträgliche Spannung auf: Wie konnten diese durch und durch liebenswerten und intelligenten Menschen voll guter Absichten am Ende ein solches Desaster erleiden? Worin bestand das grundlegende Missverständnis zwischen Mensch und Alien? Russell erzählt von Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, die sich aber trotzdem kennen und lieben lernen. Und die am Ende doch an ihrer Unfähigkeit scheitern, das Unvorstellbare zu erwarten. Birgit Will
Rezension
Personen: Russell Mary Dorian Stege Gisela ª
Russell Mary Dorian:
Sperling. - München : Heyne, 2004. - aus dem Amerikan. übers.
ISBN 978-3-453-87552-4
Romane, Erzählungen, Novellen - Signatur: DR Rus - Buch