Der zweite Fall des isländischen Kommissars Erlendur Sveinsson liegt in deutscher Übersetzung vor. (DR) Am Grab des isländischen Freiheitskämpfers Jón Sigurdsson wird die nackte Leiche einer jungen Frau gefunden. Es dauert eine ganze Weile, bis Erlendur und sein Team die Identität der Toten, die als Drogenkurier arbeitete, ausmachen können. Die Ermittlungen führen sie erst ins Rotlichtmilieu und schließlich in die Westfjorde, die Heimat der Toten, eine abgeschiedene Gegend Islands, die in erster Linie vom Fischfang geprägt ist. Es ist ein trauriges Bild, das sich Erlendur dort offenbart: Leer stehende Häuser und verlassene Fischerdörfer zeugen von der zunehmenden Landflucht. Schon vor Jahren brachte der Verkauf der Fischfangquoten und deren ungerechte Verteilung viele Menschen um ihre Existenz. Erlendur ist sich sicher: Der reiche Bauunternehmer, der in der Hauptstadt eine Wohnsiedlung nach der anderen aus dem Boden stampfen lässt und den auch die Tote gekannt haben soll, hat seine Hände im Spiel. Doch wie dessen dubiose Geschäftsmethoden ans Licht bringen? Und was hat der Mord damit zu tun? Vielleicht kann der anonyme Anrufer Licht ins Dunkel bringen... In diesem Krimi, so scheint's, steht nicht die Aufklärung des Mordfalls im Zentrum, sondern das Aufzeigen von gesellschaftlichen Missständen. Ganz in der Tradition der sozialkritischen Kriminalromane des bekannten skandinavischen Schriftstellerpaares Sjöwall/Wahlöö übt Indridason in "Todesrosen" massive Kritik an unlauteren Geschäftsmethoden und deren Auswirkungen auf einen ganzen Landstrich. Er nimmt sich Zeit, die Schicksale ausgegrenzter Außenseiterfiguren zu schildern, und führt einmal mehr die Folgen der Drogenabhängigkeit drastisch vor Augen. Auch das missratene Familienleben des einsam und zurückgezogen lebenden Kommissars spielt bei der Auflösung des Falles eine Rolle. Unterhaltsamer Krimi, dem Gesellschaftskritik wichtiger ist als das Spannungsmoment. *bn* Cornelia Gstöttinger

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Personen: Indridason, Arnaldur Bürling, Coletta