Frohnatur Jemineh landet nach einer stürmischen Schicksalsreise durch des Meeres und der Liebe Wellen unbeschadet im Hafen der Ehe. (ab 4) (JD) Herr Jemineh, mit Kahlkopf, Kugelbauch und Kulleraugen wahrlich kein Adonis, hält sich ganz an das Monty Python"sche Lebensmotto "Always look at the bright side of life": Den unglückseligsten Situationen vermag der charmant-chaotische Geschichtenerzähler, der allen Unwegsamkeiten des Daseins mit gutmütigen Samtaugen trotzt und pure Lebensfreude ausstrahlt, noch Positives abzugewinnen, denn jede Sache hat zwei Seiten. Beim obligaten Knödelgericht in der ein bisserl spießigen ehelichen Wohnung verdeutlicht Jemineh seiner wortkargen, skeptisch dreinblickenden Göttergattin mit der schwindelerregenden Hochsteckfrisur Knödel für Knödel, Bissen für Bissen, Blick für Blick, Episode für Episode, warum er ein Glückskind ist: Wer sonst findet bei einem halsbrecherischen Stiegensturz seinen lange vermissten Schlüssel? Wen rammt schon ein weißer Dampfer, nur um ihn auf eine Stadtrundfahrt einzuladen? Allein ein wahrer Glückspilz geht seiner öden schwarzen Klamotten verlustig, stürzt mit dem neuen peppigen rosa Rüschenhemd kopfüber ins Meer, um das erste Seepferdchen seines Lebens zu bestaunen, stößt am Strand auf einen Dickhäuter, der ihn in einen Zirkus führt und gewinnt durch den fatalen Freudensprung einer Promenadenmischung einen treuen Lebensbegleiter. Selbst den magischen ersten Augenblick mit seiner großen Liebe verdankt unser untersetzter Held einem schmerzhaften, irdenen Blütenregen.. Scherben bringen ja bekanntlich Glück! Mit "Schenk mir Flügel", das den Kinderbuchpreis der Stadt Wien erhielt, gaben Heinz Janisch und Selda Marlin Soganci ihr gemeinsames Bilderbuchdebüt. In dieser neuerlichen Koproduktion lässt die Illustratorin - wiederum auf hellem, stark strukturiertem Fichtenholz - eine anregende, in alle Farben des Universums getauchte Welt aus ungewöhnlich-schrägen Blickwinkeln erstehen. Mittels starker Mimik und Gestik offenbart sich das Wesen des ungleichen, mit feiner Ironie überzeichneten Paares mühelos dem kindlichen Betrachter und bietet ihm sympathische Identifikationsfiguren. In Kombination mit dem märchenhaft-realistischen Bilderbuchtext von Heinz Janisch, der geschickt mit epischen, lyrischen und dramatischen Elementen spielt, bieten die farbprächtig in Szene gesetzten Reiseerlebnisse des Herrn Jemineh viele Interpretationsmöglichkeiten für Kinder und Erwachsene. Kinder animiert eine zweite Erzählebene zum Zählen, Reimen und Suchen. Schiff, Sandburg, Zirkus, Meer und Hund erwecken kindliche Träume zum Leben. Das Bilderbuch lädt zum gemeinsamen Philosophieren über die Beschaffenheit des Glücks ein. Eltern und andere Erwachsene dürfen sich über das ungleiche Paar wundern und amüsieren. Über die Frage, was die ultrakonservative, ironisch illustrierte Darstellung der Geschlechterrollenverteilung und der ehelichen Kommunikation bezweckt, ließe sich so manche anregende Diskussion führen. Dieses rückhaltlos romantische Bilderbuch mit herzerfrischendem Happyend - was für ein Glück! - sei allen kleinen und großen Glücksrittern unter den BibliothekarInnen ans Herz gelegt - denn das Glück verdient eine Portion Leuchtkraft! *bn* Elisabeth Zehetmayer
Personen: Janisch, Heinz Soganci, Selda Marlin
Standort: Bibliothek
JD
Jan
Janisch, Heinz:
Herr Jemineh hat Glück / Heinz Janisch. Mit Bildern von Selda Marlin Soganci. - St. Pölten ; Wien : Niederösterr. Pressehaus, 2004. - [18] Bl. : überw. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-85326-286-3 fest geb.
Bilderbücher - Kind-Jugend-Belletri