Außergewöhnlich spannende familiäre Spurensuche (BO) Olonetzky entführt uns auf eine spannende und umfangreiche Spurensuche ihrer Familiengeschichte, von der sie nur wenig weiß. Immer wieder bezieht sie sich auf eine Parkbank in Zürich, wo ihr Vater ihr nur ein einziges Mal bruchstückhaft von sich und ihrem Großvater erzählt hatte – beide waren Juden aus der Zeit der Verfolgung schon vor dem Zweiten Weltkrieg. Damals war sie fünfzehn Jahre alt und erinnert sich nicht an alle Details. Sie weiß im Wesentlichen nur, dass ihrem Vater 1943 die Flucht vor den Nazis in die Schweiz gelang. Da bleiben natürlich jede Menge Fragen offen, die sie nun so weit wie möglich klären möchte. Ihr ist klar, dass Erinnerung immer ein persönliches Konstrukt ist, das sich im Laufe des Lebens verändern kann. Nicht alles kann so gewesen sein, wie es der Vater berichtet hat. Alles, was sie besitzt, ist ein kleines Foto, das ihn als Kind zeigt. So unternimmt sie alles in ihrer Macht Stehende, forscht in Archiven, schreibt an Behörden im In- und Ausland und sammelt Unmengen von Material. Vor allem der Kampf des Vaters um Entschädigung nach dem Krieg ist ein zentrales Thema. Aus heutiger Sicht schwer nachvollziehbar sind die unzähligen Ablehnungen und Demütigungen, die aus dem behördlichen Schriftverkehr hervorgehen. Akribisch wertet sie alles aus und erkennt, dass aus jeder Antwort gleichzeitig ein neues Paket an Fragen resultiert. Das Besondere an diesem Buch ist, dass Olonetzky nicht nur ihre Familiengeschichte erzählt, sondern auch den Verlauf ihrer Forschungsgeschichte aufzeigt. Zwischendurch finden sich immer wieder kurze Passagen, in denen die Autorin uns Einblicke in ihren Garten im Jahreskreislauf gewährt. Das lockert auf, ohne zu stören. Unbedingt lesenswert.
751 bn.bibliotheksnachrichten / Heinrich Klingenberg

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Personen: Olonetzky, Nadine

Schlagwörter: Restitution Shoah