Lili ist 23 und lebt mit dem sanften, rücksichtsvollen Samuel in einem hübschen Häuschen in der Nähe des Zoos. Sie könnte glücklich sein, aber in der Stille der Nächte liegt sie schlaflos im Bett, meint den Ausbruch der Tiere aus ihren Gefängnissen zu hören und kann die Gedanken an ihre eigene Zeit im Gefängnis nicht verdrängen. Als sie 14 Jahre alt war, starb ihre Mutter und so war sie mit ihrem 4-jährigen Bruder dem Vater ausgeliefert, der einer rechtsradikalen Partei angehörte, im Wohnzimmer ein ganzes Waffenarsenal versteckte und die Kinder für Wochen in der Wohnung einsperrte, wenn er für die Partei unterwegs war. Lilis Selbstmordversuch misslingt und ruft Yoim auf den Plan, den schwergewichtigen, tätowierten, kahl rasierten Mann, der Lili zwar aus dem Gefängnis ihrer Kindheit befreit, aber in eine noch viel größere Abhängigkeit führt. Sie wird ihm sexuell hörig, nimmt Drogen und erträgt es, dass er sie an andere Männer verkauft. Als bei einem nächtlichen Einbruch eine alte Frau getötet wird, verschwindet Yoim, doch Lili muss für neun Jahre in ein Jugendgefängnis. Von dort holt sie Samuel heraus. Er ist Zeichenlehrer und bietet in seiner Freizeit Maltherapiekurse für junge Strafgefangene an. Lili mag ihn, sie ist ihm dankbar und zieht zu ihm. Doch da kommt Yoim zurück und er braucht Lili nicht zu zwingen, ihm in das lila Zimmer eines billigen Hotels zu folgen. Allerdings ist ihr klar, dass dies die letzte Chance ist, sich von ihm zu befreien. Die Autorin verzichtet darauf, Lilis Geschichte einen genauen örtlichen oder zeitlichen Rahmen zu geben, sie konzentriert sich ganz auf die Personen, vor allem auf Lili, die zwischen Sinnlichkeit und Verzweiflung, zwischen der Sehnsucht nach Unabhängigkeit und Unterwerfung hin und her gerissen wird. *BS* Ida Dehmer

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Personen: Ovaldé, Véronique