Ein deutscher Rechtsanwalt wird mit der Asylproblematik in Deutschland und einem Völkermord in der Türkei konfrontiert. (DR) Eigentlich wollte der Rechtsanwalt Peter Schlüter keine Mandate über Asylrecht annehmen. Doch dann bittet ihn Kemal Kaya, ein Dönerbudenbesitzer, die Auslieferung seines Neffen Emil Gül zu verhindern, da dieser in der Türkei zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde. Gül soll an einem Brandanschlag in der Türkei beteiligt gewesen sein, bei dem 37 Menschen starben. Nur zögerlich lässt sich Schlüter auf dieses Mandat ein. Gleichzeitig wird der sich illegal in Deutschland aufhaltende Hilfsarbeiter Heyder Cengi bei einer Kontrolle des Arbeitsamtes in ein Handgemenge verwickelt, der Beamte stürzt vom Gerüst und stirbt. Durch einen Zufall wird Schlüter von den Verwandten Cengis gebeten, den Fall zu übernehmen. Scheinbar haben diese beiden Fälle nichts gemein, außer dass beide Mandanten aus der Türkei stammen. Um die Hintergründe seiner Mandanten verstehen zu können, sieht sich Schlüter dazu gedrängt, selbst in die Türkei zu reisen. Dabei gerät er in einen schlimmen Gewissenskonflikt, denn Cengi gehört einer Minderheit an, die in der Türkei verfolgt wird und deren Sprache und Kultur verboten wurde. Gül wiederum gehört zu jenen "reinen" Türken, die die Vertreibung und Ausrottung der anderen Kulturen unterstützen. Zudem ist Schlüter nicht mehr überzeugt, dass Gül nicht an dem Brandanschlag beteiligt war. Als Schlüter weiter in die Materie eindringt, erfährt er von ungeheuerlichen Verbrechen. Obwohl die Asylproblematik in Mitteleuropa in aller Munde ist, wissen wir wenig über die Hintergründe. Dieser hochbrisante Krimi zeigt auf, dass nach geltendem Recht Vertreibung und Folter in der Türkei keine Verfolgung im Sinne des Asylrechtes sind und Asylanträge aus diesen Gründen fast stets abgelehnt werden. Ein Mitglied einer Terrororganisation, das in der Türkei verfolgt wird, hat jedoch gute Chancen, dass sein Antrag positiv bewertet wird. Der Autor, selbst Jurist, lässt wenig Gutes an den Rechtsstaaten Deutschland und Türkei. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um Thematiken wie Terror und Völkermord geht. Deshalb ist dieses äußerst bewegende und spannende Buch wohl auch nur für kritische LeserInnen geeignet. *bn* Roland Kohlbacher
Personen: Eggers, Wilfried
Eggers, Wilfried:
Paragraf 301 : Roman / Wilfried Eggers. - 1. Aufl. - Dortmund : Grafit-Verl., 2008. - 475 S.
ISBN 978-3-89425-658-6 fest geb. : ca. _ 20,50
Schöne Literatur - Signatur: Egge - Buch