Die Familie Issing hat sich in Fallersleben im Jahr 1939 in der neuen, nationalsozialistischen Zeit gut arrangiert. Vater Hermann ist Ortsgruppenleiter, Sohn Georg ist Ingenieur und ist bei der Entwicklung des neuen KdF-Wagens dabei. Bruder Horst, ein überaus strammer Nazi, steigt in der Autostadt zum Leiter des Arbeitslagers mit tausenden Zwangs- und Fremdarbeitern auf. Tochter Charlotte, Ärztin, war mit dem Juden Benjamin Jungblut verheiratet; ihr Bruder Horst zwingt sie, sich scheiden zu lassen. Jungblut muss emigrieren und landet letztlich in einem Lager in Holland. Eine weitere Tochter, Edda, ist zeitweilig mit der Filmemacherin Leni Riefenstahl zusammen und landet irgendwann in Paris, wo sie sich der Resistance anschließt. Der spätgeborene Sohn Willi hat das Down Syndrom und fällt dem Euthanasieprogramm der Nazis zum Opfer. - Der Autor lässt am Beispiel der fiktiven Familie Issing so ziemlich alle Irrungen und Wirrungen der Nazizeit aufleben. Die Gräuel der Lager einschließlich Auschwitz sind genauso wenig ausgespart wie die Kämpfe des Krieges an vielen Fronten. Das Buch ist geprägt durch unzählige Perspektivwechsel; das mag wohl die Spannung erhöhen, ist aber auch etwas störend. Eine etwaige Ermüdung wegen der Schilderung von zumeist bekannten Fakten wird kompensiert durch die Neugier, ob und wie die Mitglieder der Familie Issing den Krieg überleben. Der Autor stellt in den Raum, wie sich wohl jeder einzelne in den Zeiten des Nationalsozialismus verhalten hätte. Insofern ist es auch eine nachdenkliche, eindringliche Geschichte. Für alle Büchereien geeignet.
Serie / Reihe: Eine Familie in Deutschland 2
Personen: Prange, Peter
Prange, Peter:
Am Ende die Hoffnung 1939 - 1945 / Peter Prange. - Frankfurt am Main : Fischer Scherz, 2019. - 813 S. ; 22 cm. - (¬Eine¬ Familie in Deutschland; 2)
ISBN 978-3-651-02502-8 fest geb. : 24,00
Schöne Literatur - Signatur: Prang - Buch