Einen Tag lang einen Briefträger bei der Arbeit zu begleiten ist schon spannend genug – was ist in all den Paketen drin und wem liefert er welches? –, dient hier aber mehr als Erzählfaden und Vorwand für eine ausgiebige Besichtigungstour durch kurioseste Wohnbauten. Gut, dass Marianne Dubuc ihre Tier-Behausungen ohne Fassade malt und uns so den ungenierten Blick sogar bis hinunter in die allerletzte Erdhöhle und ins Miteinander-Leben anderer Wesen gönnt. Was man dabei zu sehen bekommt ist überraschend, originell und sehr sehr lustig. Die Hasen ziehen ihre Karotten auf einem im wahrsten Sinne des Wortes Dachgarten. Die Schlange, deren Wellblechbaracke sich über vier Seiten zieht, hat Wärmelampen installiert und offensichtlich Halsweh. Kein Wunder, hat sie doch ein Auto verschluckt, ob mit oder ohne Insassen ist dann aber nicht zu sehen, jedenfalls hupt es aus ihrem Inneren. Derart launig geht es weiter zum Baumhaus der diebischen Elster, vorbei an der Scheißhaufen-Wohnskulptur der Fliegen, rauf zur Höhle des Yeti und und und .... Doppelseiten, die nicht verwimmelt vollgestellt und zugeräumt sind, die man aber trotzdem lange betrachtet. Tausenderlei Dinge, jedes davon klar erkenn- und bennenbar. Und immer noch ein freches Detail mehr, wie der Fuchs, der in dem Paket steckt, das dem Hühnerhaus zugestellt wird. Auf die Frankokanadierin Marianne Dubuc ist Verlass. Saison für Saison erscheint mindestens ein tolles Bilderbuch, das Kritik und Publikum zugleich begeistert. Momentan ist sie mit ihrem gewitzten Stationendrama „Bus fahren“ für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert, zudem erschien im März bei Carlsen wieder eines ihrer ebenso guten Pappbilderbücher. Muss man alles haben wollen. Genau wie „Briefträger Maus“, bei dem ich mich schon darauf freue, was so manche Leseanimatorinnen und Literaturvermittlerinnen damit anstellen werden: Häuser und Szenerien aus Karton nachbauen, mit den Kindern Briefe entwerfen, Pakete schnüren und – wie im Buch – zwischendurch eine Rast einlegen mit Bratwürstchen vom Drachenfeuer. Ob alle dafür auch noch einen Schutzanzug anlegen, ist dann nur mehr eine Frage des Zeitmanagements.

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Personen: Dubuc, Marianne

Schlagwörter: Antolin Klasse-1