Die 1980er Jahre sind in der Populärkultur wieder schwer im Kommen. Da passt es ganz wunderbar, dass die Ausgangssituation von Karen M. McManus´ multiperspektivisch erzähltem Roman an John Hughes´ Film „The Breakfast Club“ erinnert: Eine Yale-Aspirantin, ein Girlie, ein Baseballstar und ein Kleinkrimineller werden zum Nachsitzen zitiert. Rasch jedoch verwandelt sich der Breakfast- in einen Mörder-Club. Denn der fünfte im Bunde, Simon, stirbt während des Nachsitzens. Schnell ist klar, dass er ermordet wurde. Tatwaffe Erdnussallergie. Tatmotiv unklar. Einer der vier Übrigen muss die Tat begangen haben, denn niemand sonst war im Raum. Aber: Warum sollte man als Leser_in nicht den vier Jugendlichen glauben, die jeweils aus der Ich-Perspektive erzählen? Weder Bronwyn, noch Addy, Cooper oder Nate bekennen sich in den nur für uns „hörbaren“ Passagen zur Tat; sondern kämpfen jeweils mit den Hot-News, die auf tumblr über sie veröffentlicht werden. Wer könnte hinter den Postings stecken, wenn nicht Simon, der all diese brisanten Wahrheiten auf seiner Gossip-App veröffentlichen wollte? (Wäre er nicht ums Leben gekommen.) Steht hier vielleicht gar nicht das „brat pack“ Pate, sondern viel eher der Bösewicht aus „Stirb langsam – Jetzt erst recht“, der John McLane mit seinem permanenten „Simon says …“ in Atem hält? Immer deutlicher klaffen die Figurenreden und die medial vorgebrachten Vorverurteilungen auseinander; immer eindringlicher beschwört der Mörder-Club seine Unschuld, während die mediale Hetze die Situation radikalisiert. Und immer zügiger treibt der Roman die Frage danach voran, ob nicht genau diese Radikalisierung geplant war. Aber von wem? Und welche Wahrheiten gibt es über Simon selbst herauszufinden? Denn der Eindruck, den die Schüler_innen voneinander haben, kann trügerisch sein. Das lernen gerade die vier Hauptfiguren durch den gruppendynamischen Prozess, der in Gang gesetzt wird; durch ihre neu entstandenen Kontakte und neu erwachten (oder endlich bekannten) Gefühle. Damit stehen die Anleihen an „The Breakfast Club“ bis zum Ende des Romans in spannungsgeladener Diskrepanz zur Erwartungshaltung, die der Titel schürt: One of Us Is Lying. Is one of them lying?
Altersempfehlung: ab 13 Jahren.
Serie / Reihe: One of us is lying 1
Personen: McManus, Karen M. Galic, Anja
McManus, Karen M.:
One of us is lying / Karen M. McManus ; aus dem Amerikanischen von Anja Galic. - 1. Auflage. - München : cbj, 2018. - 444 Seiten ; 22 cm. - (One of us is lying; 1)
ISBN 978-3-570-16512-6 Festeinband : 18.50 (AT)
Romane und Erzählungen für Jugendliche ab 12 Jahre - Signatur: McMan - Buch