Alexie, Sherman
Das absolut wahre Tagebuch eines Teilzeit-Indianers Roman
Kinder und Jugend

Mit Galgenhumor und viel Mut versucht sich der 14-jährige Spokane-Indianer Junior, in beiden Welten zu behaupten. (ab 14) (JE) Für einen durchschnittlichen Reservatsindianer hat das Leben ohnehin kaum Höhepunkte zu bieten, aber wenn man so wie Arnold Spirit, genannt Junior, mit einem Wasserkopf zur Welt kommt und deshalb eine erkleckliche Anzahl an Handicaps sein Eigen nennt (er lispelt, stottert, ist auf eine dicke Brille Marke Gesundheitsdienst angewiesen und muss mit epileptischen Anfällen rechnen), ist man auch im eigenen Stamm "der niedrigste Indianer am Totempfahl". Dass er mit überdurchschnittlicher Intelligenz gesegnet ist, hilft ihm im Reservat nicht unbedingt weiter - es lässt ihn die Probleme und Mankos seines Reservats umso ungeschminkter sehen. Und so beschließt Junior, als erster Indianer die weiße Highschool außerhalb des Reservats zu besuchen. Mit der verwöhnten Mittelschicht dort kann er nicht mithalten; bald entwickelt er verschiedenste Strategien, um seine Armut zu verbergen. Es gelingt ihm anfangs kaum, Anschluss zu finden. Dafür ist sein Leben im Reservat noch schwieriger geworden, denn dort gilt er jetzt als "Apfel" - außen rot und innen weiß. Zwei Dinge halten ihn über Wasser: An erster Stelle seine Familie, die trotz zahlreicher Probleme (der Vater ist liebenswert, aber Alkoholiker, die Schwester verbrennt mit ihrem Mann in ihrem Wohnwagen, als eine Feier aus dem Ruder läuft) ohne Wenn und Aber zu ihm steht. Und dann ist da noch sein Talent zum Zeichnen. Mit seinen Comics voller Galgenhumor (im Buch von Ellen Forney) zeichnet sich Junior seinen Kummer von der Seele. Er schafft es trotz aller Tiefschläge - in seinem jungen Leben war Junior bereits auf mehr als 40 Begräbnissen und so gut wie alle Todesfälle standen in Zusammenhang mit Alkohol -, sich ein gewisses Maß an Hoffnung zu bewahren und Freunde zu gewinnen. Und er kommt zu der Erkenntnis: "Früher dachte ich immer, die Welt ist in lauter Stämme aufgeteilt [à]. In Schwarz und Weiß. Aber mir ist aufgegangen, dass das nicht stimmt. Es gibt überhaupt nur zwei Stämme: Arschlöcher und Nicht-Arschlöcher." Sherman Alexie, selbst im Spokane-Reservat geboren, über das er in seinen Geschichten immer wieder schreibt, gilt längst als Sprachrohr des "anderen Amerikas". Hat er in seinem Roman "Indian Killer" noch unversöhnliche Töne angeschlagen, zeigt er spätestens seit "Smoke Signals", das er selbst verfilmt hat, dass man unbequeme und schwer verdauliche Wahrheiten leichter akzeptieren kann, wenn man sie zusammen mit einer gesunden Portion Humor serviert bekommt. Dabei gibt Alexie seine Figuren nie der Lächerlichkeit preis. Komisch und herzzerreißend zugleich, wurde der Roman in Amerika bereits völlig zu Recht mit Preisen ausgezeichnet. Eindrucksvolle Jugendliteratur, allen Bibliotheken wärmstens zu empfehlen. *bn* Anita Ruckerbauer


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Personen: Orgaß, Katharina Jung, Gerald Alexie, Sherman

JE Alex

Alexie, Sherman:
¬Das¬ absolut wahre Tagebuch eines Teilzeit-Indianers : Roman / Sherman Alexie. - München : Dt. Taschenbuch-Verl., 2009. - 267 S.
ISBN 978-3-423-24742-9 kart. : ca. Eur 13,30

Zugangsnummer: 0001257001
Erzählungen und Romane - Kinder und Jugend