Aufgrund des anonymen Auftrags, einen Roman über ein ländliches Gebiet und dessen BewohnerInnen zu schreiben, zieht eine Schriftstellerin nach Nordösterreich. (DR) Die Autorin Aliza Berg erhält eine große Geldsumme und den Auftrag, einen Roman über die nähere Nachbarschaft von Schloss Listein zu schreiben. Sie bezieht ein Zimmer im Schloss und freundet sich mit der Gräfin Elisabeth an. Durch die Recherche für den Roman lernt die Schriftstellerin einige Personen kennen, die treue LeserInnen der Bücher von Thomas Sautner schon aus früheren Werken kennen, z. B. den Grafen Leopold, seine Geliebte Krystina Jarouch sowie Jakob, den Tischler aus "Großmutters Haus". Jakob hat in diesem Buch eine Affäre mit der Gräfin. Der zu Beginn angelegte Plot ist interessant und vielversprechend: eine Autorin, die sich nicht ganz sicher ist, ob sie eine Auftragsarbeit annehmen soll, ein österreichischer Schauplatz (der Autor stammt aus Gmünd und lässt einige seine Figuren im lokalen Dialekt sprechen) und eine Suche, die möglicherweise Geheimnisse aufdeckt oder Zusammenhänge sichtbar werden lässt. Leider verliert die Handlung ihren Reiz, als ein anonymer Erzähler auf den Plan tritt und durch seine Außenperspektive die Geschichte vorantreibt. Lesen die RezipientInnen nun die Einsichten des anonymen Erzählers oder soll das Buch, das man in Händen hält, als Ergebnis der literarischen Arbeit von Aliza Berg verstanden werden? Wortreich, in mitunter sehr poetischer Sprache, aber an anderen Stellen wiederum mit klischeehaften Wendungen (vor allem wenn es um das Aussehen von Personen geht) erzählt Thomas Sautner von fast allem. Es geht in "Die Erfindung der Welt" ausführlich um das Leben, die Liebe, Sexualität, Natur, die Freimaurer, Literatur, Astrophysik und Transzendenz. Darunter, so scheint es mir, leiden die Beziehungsgefüge der Figuren. Die Ehe des gräflichen Paares ist zerrüttet, die Beziehung zu den gemeinsamen Kindern nicht vorhanden. Das größte Glück des Grafen ist es, in einem Zimmer, "das es nicht gibt", Zettelkästen zu füllen. Die Gräfin hingegen schreibt sehnsuchtsvolle Briefe und Gedichte an ihren Geliebten. Thomas Sautners "Die Erfindung der Welt" ist ein ambitionierter Roman, der viele Themen aufgreift. Es wird wohl jeder darin etwas finden, was ihn anspricht.
Personen: Sautner, Thomas
DR Saut
Sautner, Thomas:
¬Die¬ Erfindung der Welt : Roman / Thomas Sautner. - 1. Aufl. - Wien : Picus Verl., 2021. - 403 S.
ISBN 978-3-7117-2103-7 fest geb. : ca. EUR 24,00
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