Origineller Roman über Geschwister, die sich erst viel zu spät finden. (DR) Seit Wochen schon hat Werbetexter Pekka Kirnuvaara höllische Zahnschmerzen und da er bei den kommunalen Zahnärzten keinen Termin bekommen hat, sitzt er nun in der Privatpraxis eines Arztes, der den gleichen ungewöhnlichen Familiennamen trägt wie er selbst. Pekka hat seinen Vater als Kleinkind das letzte Mal gesehen und fragt sich, ob der Zahnarzt Esko vielleicht sein Halbbruder sein könnte. Trotz seiner Schmerzen versucht Pekka, ein Gespräch darüber zu beginnen, aber Esko ist abweisend, kühl und pedantisch auf seine Arbeit konzentriert. Im Gegensatz zu Pekkas ist Eskos Welt klar strukturiert: Er geht immer zur gleichen Zeit arbeiten, pflegt seine Zähne mit außerordentlicher Gründlichkeit, kauft ständig die gleichen Lebensmittel ein, joggt stets die gleiche Strecke und hatte noch nie eine Frau. Da Pekka auch bei den Folgebesuchen nicht locker lässt, willigt Esko schließlich ein, sich zum Joggen mit ihm zu verabreden. Bei ihren nächsten Treffen außerhalb der Praxis wird schnell klar, dass die beiden Halbbrüder sind. Esko ist ebenfalls allein bei seiner Mutter aufgewachsen, da der Vater schon bald die Familie verlassen hat. Nach anfänglichem Zaudern hat nun auch Esko die Neugierde gepackt und die beiden machen sich gemeinsam auf die Suche nach ihrem Vater bzw. nach Personen, die ihren Vater gekannt haben könnten. Diese Reise beginnt in kleinen Schritten und führt letztlich um den halben Globus. Um die Spannung nicht zu zerstören, sei an dieser Stelle nur verraten, dass die zwei Halbbrüder noch viele Menschen treffen, die in Beziehung zu ihrer Familie stehen, und dass Esko sich sehr wandelt. Nicht nur der Inhalt, sondern auch der Aufbau des Romans ist sehr ungewöhnlich. Das szenische Gerüst basiert auf dem Ablauf einer Wurzelbehandlung. Der Plot startet mit der Schilderung der Wurzelbehandlung von Pekka, die Zahnarzt-Phobiker schlecht ertragen werden. Das Thema Zahn, Zahnschmerzen, Betäubung zieht sich in der Folge leitmotivisch durch den Roman. Mir hat dieser originelle Handlungsaufbau gut gefallen und ich habe den Roman auf einen Sitz gelesen. Ich fürchte aber, es gibt Menschen, die an der Lektüre scheitern, weil ihnen die kurzen Schilderungen zahnärztlicher Behandlungen nicht behagen. Ein mitreißender, spannender und auch komischer Roman, sehr zu empfehlen.
Personen: Nousiainen, Miika Kritzokat, Elina
DR Nous
Nousiainen, Miika:
¬Die¬ Wurzel alles Guten : Roman / Miika Nousiainen. Aus dem Finn. von Elina Kritzokat. - 1. Aufl. - München : Nagel & Kimche [im Carl Hanser Verl.], 2017. - 253 S.
ISBN 978-3-312-01038-7 fest geb. : ca. EUR 20,60
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