Streifzug durch die dunklen Kapitel der österreichischen Geschichte. (DR) Dieser erzählende Text - die Bezeichnung Roman ist irreführend - bietet eine Art Lebensgeschichte von drei Frauen und umspannt einen Zeitraum von rund 50 Jahren. Im Mittelpunkt steht das Mädchen Hanna, das in den 1960er Jahren in einer österreichischen Stadt aufwächst. Etappenweise erschließt sich Hanna das Schicksal ihrer jüdischen Mutter und Großmutter, die mit Glück der Deportation durch die Nazis entgangen sind. In etwa 25 Episoden, eine düsterer als die andere, werden die "schlafenden Hunde" Hannas geweckt: Kindesmissbrauch im Keller, nationalsozialistische Rassenlehre im Klassenzimmer, sexuelle Nötigung, der Mief des katholisch-engen Elternhauses, in dem regelmäßig die "schwarzen Raben" der Geistlichkeit zu Gast sind. Ein Lichtblick ist für Hanna die weise, blinde Großmutter. Auf langen Spaziergängen bringt die Enkelin der alten Frau das Gesehene durch Beschreibung so gut näher, dass die Welt für die Blinde in Hannas Worten sichtbar wird. Die Autorin hat in diesem Buch zahlreiche dunkle Kapitel, die von der österreichischen Literatur nach 1945 aufgegriffen wurden, aneinandergereiht. Eine solche Gewalttour durch ganz unterschiedliche Themenbereiche ist ohne den Griff in die Klischeekiste nicht zu schaffen. Ein unverbesserlicher alter Nazi muss in diesem Buch auch noch ein Säufer und Kinderschänder sein. Es mag gut gemeint sein, die Realität so zurechtzufrisieren. Überzeugend ist es nicht.
Personen: Escher, Elisabeth
DR Esch
Escher, Elisabeth:
Hannas schlafende Hunde : Roman / Elisabeth Escher. - Salzburg : Edition Tandem, 2010. - 144 S.
ISBN 978-3-902606-43-3 fest geb. : ca. EUR 18,50
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