Beklemmende Charakterstudie nach dem üblichen Happy End. (DR) Lena und ihre beiden Kinder werden von einem tyrannischen Entführer in einer fensterlosen Hütte im Wald gefangengehalten. Der Tag ist streng durchgetaktet, mit festgelegten Schlafens-, Essens-, Lern- und sogar Toilettenzeiten. Eine Missachtung der Regeln wird hart bestraft. Eines Tages gelingt Lena mit ihrer Tochter Hannah die Flucht. Doch anstelle von Freude und Erleichterung werden sie von tiefer Orientierungslosigkeit beherrscht. Und das Grauen ist noch nicht vorüber ... Im Thriller-Debüt der deutschen Autorin gibt die Handlung lediglich den Rahmen vor: Das Zusammenwirken der nuancenreich gezeichneten, traumatisierten Figuren entwickelt eine fesselnde Dynamik. Die gerettete Lena entpuppt sich als die Studentin Jasmin Grass, deren Entführung weitaus kürzer zurückliegt als jene des ursprünglichen Opfers Lena. Der 13-jährigen Hannah ist die Welt außerhalb der Hütte gänzlich unbekannt, sie ist mit der sozialen Interaktion überfordert. Schließlich wird für Lenas Vater Matthias der Tod seiner Tochter zur Gewissheit. Er fordert Gerechtigkeit vom Schicksal und will seine Enkelin Hannah in die Rolle seiner Tochter drängen. Jede dieser Figuren ist ausreichend schattiert, um beim Lesen die Zweifel an ihren Motiven stets beunruhigend köcheln zu lassen. "Liebes Kind" darf als eine beklemmende Studie komplexer Charaktere verstanden werden.
Personen: Hausmann, Romy
DR Haus
Hausmann, Romy:
Liebes Kind : Thriller / Romy Hausmann. - Orig.-Ausg. - München : dtv, 2019. - 427 S.
ISBN 978-3-423-26229-3 kart. : ca. EUR 16,40
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