Köhlmeier, Paula
Maramba
Belletristik

Die posthum erschienene Prosaband "Maramba" versammelt insgesamt 47 kurze Texte der früh verstorbenen Autorin Paula Köhlmeier (1982-2003). In kurzen, eindringlichen Szenen, Skizzen und Kleinstgeschichten nähert sich die Autorin unvermittelt den großen Themen der Literatur und des Lebens: Beziehung, Wahnsinn, Tod, der verstörende, erschreckende Alltag. In ihren Mini-Dramen des Menschlichen scheut sie vor keinem Thema zurück; Köhlmeiers genauer und intensiver Blick auf das Leben, seine Abenteuer und (Un)Möglichkeiten bringt alle Skurrilitäten und Wunder zum Vorschein. Die Autorin beweist dabei ein gutes Gespür für eigenwillige, doch zumeist für das Erzählte notwendige Details. Das beiläufig wirkende, doch dramaturgisch geschickt eingebaute Andeuten wird dabei als Möglichkeit der Verdeutlichung genutzt, die Dialoge, geschult am tatsächlichen, nicht immer freundlichen Umgang der Menschen miteinander, vermitteln recht eindringlich das Kämpfen mit/um Gefühle und deren Unvermittelbarkeit: "éMaramba ist ein Gefühl.' Für das es kein Wort gibt, meint er. Ein Gefühl, das er nicht erklären kann und das nur er hat. Meint er. [...] Er schreibt ihr eine Postkarte. Die Karte kommt aus Paris. Auf der Karte ist der Eifelturm bei Nacht abgebildet. Auf der Karte steht: éMaramba heißt: Ich weiß nicht.'" In den überaus filmisch wirkenden Szenerien, die in entsprechenden Erzählmodi präsentiert werden, wirken die abrupten Enden und Wechsel der Perspektive wie schriftstellerische Entsprechungen zu Schnitt und Änderung der Einstellung. Die Anlehnung an den Bereich Film/Kino und das US-amerikanische Independent-Kino ist dabei fast allgegenwärtig. Nicht selten verbinden sich die Szenerien miteinander, wirken wie ein loses Script, dessen Strukturierung zu wesentliche Teilen dem Leser überlassen wird: "Das ist Kino. Manchmal kehrt sich mein Hirn nach außen." Die Figuren und Typen werden in durchaus lebensnahen Extremsituationen ausgetestet, der Umgang mit den Konditionen des Erzählens ist dabei immer leicht, doch niemals leichtfertig. Das Spielen mit Strukturen der Wiederholung, dem Neuverwenden bereits eingeführter Figuren ist dabei das Programm des Sammelbandes: "Manche Geschichten wiederholen sich. Andere nicht." "Maramba" ist in seiner Gesamtheit eine beeindruckende, prägnante und berührende Kollektion vielversprechender Texte einer tragischerweise uneingelösten großen Hoffnung der österreichischen Gegenwartsliteratur. *BS* Thomas Ballhausen

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Personen: Köhlmeier, Michael Köhlmeier, Paula Helfer, Monika

DR Köhl

Köhlmeier, Paula:
Maramba / Paula Köhlmeier. Nachw. von Monika Helfer u. Michael Köhlmeier. - Wien : Zsolnay, 2005. - 253 S.
ISBN 978-3-552-05333-5 fest geb. : Eur 18,40

Zugangsnummer: 0003400001
Romane, Erzählungen und Novellen - Belletristik