Finale der großen Hamburg-Krimiserie um die Staatsanwältin Chastity Riley. (DR) Ein halbes Jahr nach dem großen Knall in der Bar des "Hotel Cartagena" (Suhrkamp 2019) steht das gesamte Kernpersonal von Simone Buchholz' Hamburg-Krimiserie immer noch neben sich: Einer ist tot, einem fehlt der Arm, ein paar klammern sich aneinander wie ganz kleine Tiere und lernen das Weinen. Und Stepanovic und Calabretta lecken ihre Wunden und beschatten ohne Interesse ein paar Immobilientypen, die einen Straßenzug in St. Pauli abgefackelt haben, zwei Dutzend Frauen, Männer und Kinder sind dabei ums Leben gekommen. Eigentlich aber sind die beiden härtesten Hunde der Truppe damit beschäftigt, den Abgang von Chastity nicht zu verkraften. Die Staatsanwältin - das, was von ihr übrig ist -, ist in Glasgow gelandet. Dort trinkt sie mit Fremden, die zu Freunden werden, streift durch das East End, von wo aus ihr Ururgroßvater nach Amerika aufgebrochen ist, und am River Clyde entlang. Der Fluss ist nicht nur titelgebend, er hat auch eine Sprechrolle erhalten in diesem großartigen Finale der Chastity-Riley-Serie. In dem alles zerfällt und der Kriminalfall nicht einmal mehr in jenem Erzählstrang wichtig ist, der im Hamburger Kiez spielt. Ohnehin war das Verbrechen zuletzt nur mehr so etwas wie ein dramaturgisches Skelett, das Fleisch waren die Figuren und ihre komplexen Beziehungen zueinander. Und die Erzählstimme von Simone Buchholz: hart und zärtlich, ironisch und melancholisch, voller überraschender und treffsicherer Bilder. Im Abgesang nun lässt sie die schwer angeschlagene Chastity durch Glasgow und die romantisch-triste Landschaft Schottlands taumeln, begleitet von trinkfesten Cowboys und untermalt von den Songs von Johnny Cash. Unverzichtbar ist das Serienfinale jedenfalls, Serien-Neulingen sei aber geraten, ganz am Anfang (Revolverherz, 2008) anzufangen. Das Ende kommt früh genug.

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Personen: Buchholz, Simone

Interessenkreis: Kriminalroman