Erschütternde True Crime Story über eine junge Rechtspraktikantin, ein schreckliches Verbrechen und eine Vergangenheit, die nicht ruhen will. (DR) In ihrem literarischen Debüt beschreitet Alex Marzano-Lesnevich einen Weg zwischen Fakten und Fiktion. Das Im Untertitel als autobiografischer Kriminalroman bezeichnete Werk kann formal sicher dem Genre "True Crime" zugeordnet werden, ist auch Dokumentarliteratur, da die Autorin Gerichtsakten, Verhandlungsprotokolle und Zeitungsartikel als Quellen verwendet und zahlreiche Interviews sowie authentisches Filmmaterial verarbeitet hat (vgl. http://alexandria-marzano-lesnevich.com/the-case/) Die Handlung dieses preisgekrönten Thriller-Memoirs setzt im Jahr 2003 ein. Damals stößt die junge Ich-Erzählerin Alexendria Marzano-Lesnevich, selbst Kind zweier Anwälte, bei einem Praktikum in einer Kanzlei im Bundesstaat Louisiana auf den Fall des verurteilten Kindermörders Ricky Langley, dessen Strafmaß nach einer Neuverhandlung auf lebenslänglich reduziert wurde. Als sie die Aufnahme mit Langleys Geständnis sieht, verspürt die strikte Gegnerin der Todesstrafe erstmals den heftigen Wunsch, dass jemand für seine Tat mit dem Tod bezahlen soll. Bestürzt von ihrem radikalen Wertewandel, entwickelt Alexandria eine Obsession für den Fall und betreibt akribische Recherchen. Je intensiver sie sich mit Langleys Biographie auseinandersetzt, desto deutlicher treten Parallelen mit ihrer eigenen traumatischen Vergangenheit zu Tage. So wie der spätere Straftäter war auch sie ein Opfer sexuellen Missbrauchs. Geschickt verknüpft Alex Marzano-Lesnevich diese beiden realen Erzählstränge. Einerseits zeigt sie mit viel Sachverstand wie im Fall des Kindermörders juristisch vorgegangen wurde, andererseits reflektiert sie in einer ruhigen, poetischen Sprache ihre eigene Kindheit und versucht zu verstehen. Inwieweit kann man seinen eigenen Erinnerungen trauen? Das von Sigrun Arenz umsichtig ins Deutsche übersetzte Buch ist bei aller Emotionalität mit nötiger Distanz recherchiert. Niemals geht es um die Befriedigung voyeuristischer Bedürfnisse. Intelligent und spannend erzählt es von Schuld, Vergebung und möglichen Wahrheiten. Keine leichte Kost, aber absolut lesenswert!
Personen: Marzano-Lesnevich, Alex Arenz, Sigrun
DR Marz
Marzano-Lesnevich, Alex:
Verbrechen und Wahrheit : ein autobiografischer Kriminalroman / Alex Marzano-Lesnevich. Aus dem amerikan Engl. von Sigrun Arenz. - Cadolzburg : ars vivendi, 2020. - 389 S.
Einheitssacht.: ¬The¬ Fact of a Body. A Murder and a Memoir
ISBN 978-3-7472-0190-9 fest geb. : ca. EUR 23,90
Romane, Erzählungen und Novellen - Belletristik