Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Christina Rademacher; Zwei Teenager machen sich gemeinsam auf die Suche nach ihren verschwundenen Vätern. Dabei geht es zunächst einmal nur um Jakes Vater, der nicht mehr nach Hause kommt. Auf die Frage nach dem Warum hört Jake nur Ausreden von seiner Mutter und den Kollegen seines Vaters: Weder eine Dienstreise noch ein Urlaub können der Grund für die plötzliche Abwesenheit seines Vaters sein. Wer könnte ihm besser helfen, seinen Vater zu finden, als Tillie, ein Mädchen aus seiner Schule, das alles fotografiert, was es sieht, und daher viele verlorene Dinge findet? Tillie, aus deren Perspektive Birgit Youngs Roman Lost & Found erzählt wird, hat allerdings keine Lust, Jake zu helfen. Hat er sie nicht vor kurzem erst wegen ihres Hinkens verspottet? Durch einen Autounfall vor vier Jahren hat Tillie nicht nur einige ihrer körperlichen Fähigkeiten, sondern auch und viel schmerzlicher all ihre Freunde verloren. Eine Kamera, die ihr Großvater ihr geschenkt hat, ist zum Schutzschild gegen eine Welt geworden, die in ihr nur noch den Krüppel und bestenfalls noch das Fundbüro sieht. Doch Jake lässt nicht locker. Wenn Tillie sämtliche Dinge aufspürt, die in der Schule verloren gehen, warum dann nicht auch seinen Vater? Zögerlich lässt sich Tillie auf die kriminalistische Teamarbeit ein, wobei Birgit Young weniger eine Detektivgeschichte als einen Beziehungsroman geschrieben hat: Dem langsam wachsenden Vertrauen zwischen zwei Teenagern mit einem wie sich herausstellt recht ähnlichen Problem stellt sie die Beziehungen ihrer jeweiligen Eltern entgegen: Beide Paare haben sich beunruhigend weit voneinander entfernt. Denn nicht nur Jakes Vater ist verschwunden, auch Tillies Vater ist tief in seine innere Isolation abgetaucht. Überwältigt von Schuldgefühlen bei dem Autounfall, bei dem Tillie verletzt wurde, saß er am Steuer übersieht er ganz, dass Tillie seine Unterstützung bräuchte, um ihren Weg in ein zwar verändertes, aber nicht minder lebenswertes Leben zu finden. Sprachlich und erzählerisch mitunter ein bisschen schwerfällig, ist Birgit Young ein inhaltlich komplexer und thematisch tiefgründiger Roman gelungen. Dass sowohl Jakes kühle als auch Tillies kontrollsüchtige Mutter wenig sympathisch gezeichnet werden und sich alles um die Zuwendung der vielleicht hilflosen, aber herzenswarmen Väter dreht, wirkt recht schablonenhaft, hat seine Wurzel aber möglicherweise in der Biographie der Autorin jedenfalls widmet sie ihren Roman ihrem geliebten Dad, Ernest P. Young, der jedes meiner Werke, vom Referat über den Triceratops in der dritten Klasse bis zu diesem Buch, als Erster zu sehen bekam. Was er zu dem Referat sagte, wird nicht überliefert. Mit dem Roman seiner Tochter kann der Papa jedenfalls zufrieden sein.
Rezension
Personen: Young, Brigit
Young, Brigit:
Lost & found / Brigit Young. - München : Knesebeck, 2018. - 239 S. - ab 12 J.
ISBN 978-3-95728-091-6
Neue Mittelschule - Signatur: NMS Youn - Buch