Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Sarah Wildeisen; Mit Tief im Ozean legt John Hare einen Nachfolger seines 2018 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierten Bilderbuchs Reise zum Mond vor. Er bedient sich bewusst des gleichen Erzählmusters: ein Ausflug, ein bilderfabrizierendes Kind, das verloren geht und fragwürdigen Existenzen begegnet. Diesmal findet ein Klassenausflug mit einem gelben Tauchbus in die Tiefen des Ozeans statt. Zwischen all den in weißen Schutzanzügen steckenden Kindern, fällt eines auf, das eine Fotokamera bei sich hat. Knipsend gerät es bald auf Abwege. Denn es gibt mehr zu entdecken, als das, was der Lehrer zeigt: Hinter dem alten Schiffswrack steht eine Schatzkiste, aus der viele Augen blinzeln. Schon klickt die Kamera, als die Riesenasseln aus der Kiste klettern. Doch das morsche Holzbrett unter Kiste und Kind bricht und alle purzeln in eine noch tiefere Tiefe. Uralte Säulen und Portikus lassen dort eine unentdeckte Zivilisation vermuten. Plötzlich grinst ein rot-orange gestreiftes Untier mit spitzen Zähnen über den Köpfen des Jungen und der Asseln herab. Der erschrocken aufspringende Junge verschreckt den riesenhaften Gesellen, der sich jedoch mit freundlicher Geste wieder nähert. Vertrauen wird hergestellt und man beginnt sich gegenseitig zu fotografieren. Cool an eine Säule gelehnt, lässt sich der Junge vom Urtier ablichten, als die ganze Ruinenstadt in Einzelteile zerbricht. Mit vereinten Kräften baut man alles wieder auf, bis der gelbe Tauchbus naht, um den verlorenen Schüler wieder einzusammeln. Von seinen Erlebnissen künden seine Fotos von Riesenasseln, Ruinen von Atlantis und einem Urtier, vielleicht einem Pliosaurier. Erstaunlich, aber wahr, oder? Obwohl sich das Bilderbuch auch ganz ohne seinen Vorgänger verstehen lässt, können sich diejenigen freuen, die den Erstling kennen und beim Vergleichen Ähnlichkeiten, Abweichungen und Bezüge entdecken. Um seine Geschichte zu erzählen, nimmt Hare mit einer durchkomponierten Erzähldramaturgie seine Rezipienten an die Hand. Von Bild zu Bild lässt er sie in einzelnen Panels näher hinschauen und gewährt in doppelseitigen Ansichten den großen Überblick, wie im Film. Aber anders als im Film kann man Bilderbücher vor- und zurückblättern und so immer wieder anschauen und Neues, noch Unbemerktes entdecken: Taucht das Urzeitwesen nicht schon viel früher in den Bildern auf? Hare malt seine zentralperspektivisch angelegten Bilder in satten Farben, in denen blaue Flächen dominieren und vor denen einzelne Elemente in komplementären Farben hervortreten. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Elisabeth Zehetmayer; Was so alles passieren kann, wenn man am Meeresboden verloren geht. Fantasievolles Unterwasserabenteuer ganz ohne Worte, aber mit viel Poesie. (ab 4) (JD) Der amerikanische Grafikdesigner John Hare versteht es ausgezeichnet, mit minimaler Gestik und Mimik eine breite Palette an Emotionen auszudrücken und facettenreiche Geschichten zu erzählen. Wie schon in "Ausflug zum Mond", seinem großartigen ersten textlosen Bilderbuch, beginnt die Handlung bereits auf dem Cover. Diesmal besteigt eine Gruppe Kinder allerdings ein Tauchboot, das sie zum Meeresboden bringt. Flugs geht es in die unergründliche Welt der Tiefsee voller Leuchtkalmare, Muscheln und Krabben. Abermals gibt es einen kleinen Expeditionsteilnehmer, der aus der Reihe tanzt. Selbstvergessen fotografiert er alles, was ihm vor die Linse kommt. Während er auf einem Schiffswrack eine geheimnisvolle Truhe entdeckt und dabei - von den anderen unbemerkt - in einen tiefen Abgrund stürzt, hat seine Gruppe die Rückfahrt angetreten. Ob sie ihn an diesem mythischen Ort finden werden? Plötzlich sieht sich das auf sich allein gestellte Kind Aug' in Aug' mit einem merkwürdigen Meeresbewohner John Hare bleibt in puncto Handlungsverlauf, Charakterzeichnung, Farbwahl und Bildaufbau dem erfolgreichen Konzept seines ersten Bilderbuchs treu, variiert aber das Setting und entführt die Leser*innen in eine heimelig-unheimliche Unterwasserwelt, die viele Anreize für eine spielerische Wissensvermittlung bietet. Tiefseeforscher*innen ab 4 Jahren werden mit den ausdruckstarken, detailreichen Bildern und der originellen Handlung viel Freude haben und den sympathischen Protagonist*innen bis zur letzten Seite gerne folgen.
Rezension
Personen: Hare, John
Hare, John:
Tief im Ozean / John Hare. - Frankfurt am Main : Moritz, 2021. - 48 ungezählte Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-89565-405-3
Erzählungen und Romane - Signatur: JE Hare - Buch